Bye Bye Baby

13. April 2021

Jänner, 2017. Ein Wochenende auf das ich mich seit Monaten freue: Weltcup der Nordischen Kombination in Seefeld. Und dieses Jahr mit Baby im Bauch. Alles noch geheim, keiner sollte es wissen. Nur die engste Familie. Ich war gekommen, um ihn anzufeuern. Nein, WIR waren gekommen, um ihn anzufeuern. Voller Freude, strahlend und mit dem Gefühl die Welt gehört nur uns. 

Nachmittags im Zimmer wollte ich kurz rasten, doch als ich auf die Toilette ging beschlich mich ein komisches Gefühl. Ich im wahrsten Sinne sah ich rot. Und ich spürte: das bedeutet nichts Gutes. Eine Fehlgeburt! Ich ging sofort ins Nachbarzimmer zu meiner Tante – ich erkannte an ihrem Blick, dass auch sie wusste, was Sache ist. Die Schwangerschaft sollte nicht sein. Sie versuchte mich zwar zu ermuntern und meinte, dass es nicht gleich das Schlimmste bedeuten müsse, aber die Hoffnung hatte ich gar nicht. Mein Gefühl sagte mir etwas Anderes. Ich rief sofort meine Gynäkologin an, die mich erst spätabends zurückrufen konnte, aber trotz dem sie keine Ferndiagnose stellen kann, sollte ich mich darauf einstellen, dass es zu einer Fehlgeburt gekommen war.

Weder in der Nacht noch am nächsten Tag konnte ich mich auf irgendwas konzentrieren. Es kamen zwar keine starken Blutungen und keine Krämpfe, was meine Hoffnung immer wieder aufrecht hielt, aber mein Bauchgefühl ließ nicht locker, dass das Baby sich verabschiedet hat.  

Ich hielt noch einen Tag in Seefeld aus, ehe ich mich am Sonntag zeitig in der Früh auf den Heimweg machte. Während ich auf der Autobahn fuhr, kam die große Ernüchterung: Krämpfe als würde mir jemand ein Messer in den Bauch rammen und als hätte ich die schlimmsten Periodenschmerzen.

Ich hielt die restlichen 90Minuten Autofahrt noch durch, schleppte mich nach Hause in die Wohnung. Auf der Toilette war es dann endgültig: Mit einem Plopp sah ich nur noch rot und wusste, dass mein Baby gerade gegangen war. Meine Freundin, die zum Glück schon am Weg war, rief die Rettung, die mich ins Krankenhaus brachte, wo ich das Ergebnis aus professionellem Mund zu hören bekam: „Ich kann keine Schwangerschaft mehr feststellen.“

Innerhalb dieses Bruchteils von Sekunden brach eine Welt zusammen. Ich hörte mich nur wie in Trance sagen, dass ich auf keinen Fall im Krankenhaus bleibe und nur heim möchte. Das einzig Gute in der ganzen Situation war, dass sich mein Körper so wehrte, dass alles von selbst abging und mir eine Kürettage (Gebärmutterausschabung) erspart blieb.

Mein Mann war auf Grund seines Wettkampfes nicht erreichbar und zu Hause zählte ich nur noch die Minuten, bis er endlich zur Tür hereinkam und wir das Ganze gemeinsam besprechen und verarbeiten konnten. Unser Sternchen hat uns gezeigt, dass es mit einer Schwangerschaft klappte und wir die Hoffnung nicht aufgeben dürfen.

Bereits 3 Tage später musste mein Mann nach Japan und ich war in meiner Trauer allein. Tröstende Worte von Freundinnen halfen zwar, aber die Welt schien immer wieder dunkel. Bis eines Tages eine Freundin, die wohl richtigen Worte sagt, denn von da an wusste ich: Hinter jeder Wolke verbirgt sich ein Sonnenschein. Sie sagte nur: „Du wirst sehen, jetzt geht’s dann schnell und alles wird passen! Ist der Ofen erst einmal warm, dann lässt der Braten nicht lange auf sich warten…“

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